Kurzbeschreibung der Einrichtung

Die Jungenstadt Buchhof war eine Einrichtung, die im Mai 1947 gegründet worden war, um sich männlicher Kriegswaisen im Alter von 13 bis 19 Jahren anzunehmen. Die Jugendlichen sollten auf dem ca. 30 Km südlich von München gelegenen Anwesen nicht nur grundlegend versorgt werden, sondern auch in eigenen Lehrwerkstätten eine Berufsausbildung erhalten. Was die Jungenstadt gegenüber anderen Kinder- und Jugend(wohn)heimen der damaligen Zeit zusätzlich auszeichnete, war der Versuch in diesem Zusammenhang Selbstregierungs- bzw. Selbstverwaltungsstrukturen als Erziehungsmittel einzusetzen. Dazu zählten in der Anfangszeit eine eigene Verfassung, ein von den Bewohnern gebildeter Stadtrat, dem ein von ihnen gewählter Bürgermeister vorstand sowie ein eigenes Gericht, das über die Einhaltung der selbst erlassenen Gesetze wachen und Verstöße ahnden sollte.

In der Lehrwerkstatt (zwischen 1948 und 1951) Der neugewählte Bürgermeister (1949)

Die Etablierung der offenbar Anfang der 60er Jahre geschlossenen Jungenstadt ging auf eine gemeinsame Initiative der U.S.-amerikanischen Besatzungsstreitkräfte und des damaligen Kreisverbands München der Arbeiterwohlfahrt zurück. Sie wurde nach dem Vorbild der 1921 vom katholischen Geistlichen Edward J. Flanagan in Nebraska gegründeten Boys Town gestaltet und war Bestandteil des offiziellen "German Youth Activities"-Programms, das unter der Leitung der U.S.-Streitkräfte durchgeführt wurde. Im Rahmen dieser Initiative hatten anfangs die auf dem Flugplatz Oberpfaffenhofen stationierten Einheiten und später die der Air Base Neubiberg die Patenschaft für die Jungenstadt übernommen. Kontaktleute der U.S.-Air Force wirkten folglich bis 1951 an deren Leitung mit. Nach dem Abzug des Militärs erfolgte offenbar bald eine grundlegende konzeptionelle Umgestaltung, in deren Verlauf die Selbstverwaltungsstrukturen zunächst nur modifiziert, dann jedoch wohl gänzlich aufgegeben wurden.

Das Leitungskollegium (1948-1951), von links:
Müller (Stv. Leiter), Zielinski (Leiter), Sgt. Roybal (GYA-Kontaktmann)